Der Raum zwischen den Dingen - zu den „dunklen Bildern“ von Sabine Brand Scheffel
"Die Malerei von Sabine Brand Scheffel bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Wahrnehmung und Imagination. Für ihre Bildfindungen schöpft die Künstlerin gleichermaßen aus der reichen Fülle der sichtbaren Welt wie aus der eigenen, inneren Empfindung. Eindrücke der Natur, Seherlebnisse auf – oft ausgedehnten – Reisen, die Erfahrung unterschiedlichster Landschaftsräume mit ihren spezifischen Farb- und Lichtstimmungen oder die Begegnung mit einprägsamen architektonischen Erscheinungen sind wesentliche Impulsgeber. Sabine Brand Scheffel sammelt diese visuellen Eindrücke als Augenblicke der Inspiration: Sie sind ihr Fundus, aus dem sie mit zeitlicher Distanz und gefiltert durch die Erinnerung ihre Bildvorstellungen entwickelt. In den Werken der Künstlerin bleibt die Verbindung zum sinnlich erlebten Gegenstand stets erhalten, erfährt jedoch durch Verdichtung und geradezu meditative Annäherung eine Transformation, in der die Freiheit des malerischen Prozesses dominiert..." >> >>
Ursula Merkel 2014
Die Malerei selbst ist durch den Filter der Erinnerung gegangen
"... Ich suche den 'inneren Klang', stimmige Kompositionen, die sich während des Malprozesses intuitiv erschließen. Gefühlslagen und Stimmungen lassen sich zwar in Begriffe wie Freude, Trauer, Verzweiflung usw. fassen, aber diese Begriffe beschreiben die individuelle Wahrnehmung oder Ausdrucksform jeder Emotion nur unzureichend. So habe ich den Weg des Malens, des Zeichnens gewählt.
Die Bildidee, die Vorstellung, die Erinnerung an Wahrgenommenes ist da und wird in Materie transformiert. Den Malprozess begleitend gibt es kleine Materialversuche auf Papier und Holz, malerische Nebenprodukte, die beiläufig entstehen, aber plötzlich für aufstiegstauglich in die nächst höhere Kategorie - Leinwand - befunden werden. Diese Materialversuche sind auch Momente des Einstimmens auf die Arbeit an einem größerem Bild, aber nie dessen Vorbereitung, oder ganz selten. Der Kampf beginnt erst auf der großen Fläche. Der kalkulierte Zufall wird dabei manchmal zum Wegbegleiter..." >> >>
Mario Kramer im Gespräch mit Sabine Brand Scheffel 2014
Die Farbe, ihr Klang und das Licht
"... Das Sammeln von Farben vollzieht sich auf Reisen mit Aquarellfarbe und in kleinen Heften. Ich mische vor Ort Farben, die mich interessieren und halte sie in einem Heft fest. Dazu schreibe ich manchmal noch Kommentare oder setze eine Zeichnung daneben, etwa davon, wie Heuballen auf einer Wiese verteilt sind oder eine Wäscheklammer an einer Stuhllehne klemmt. Diese Hefte sind eine Art Tresor, aus dem ich mir immer wieder Anregungen hole. Auch kleine reisefähige Objekte oder Planzenteile werden mitgenommen..." >> >>
Kirsten Claudia Voigt im Gespräch mit Sabine Brand Scheffel 2003
Von der Poesie der Natur
"Die Malerei von Sabine Brand-Scheffel widmet sich der reichen Fülle des Kosmos, wobei vor allem elementare Dinge wie Wasser, Licht und Luft ihre Bilderwelt prägen. Ausgangspunkt ist stets das Gesehene, allerdings nicht im traditionellen Sinn naturalistisch wiedergegeben, sondern die Verbindung zur sichtbaren Welt entsteht gleichwohl durch die Farbgebung wie durch den Rhythmus der Formensprache. Oft werden Strukturen von Landschaft und Natur nachgezeichnet und damit auf den Horizont oder auf andere räumliche Bezüge verwiesen. Fließende Farben und Linien erzeugen eine Atmosphäre des Lebendigen und Bewegten. Eine wichtige Rolle spielen immer wieder Situationen und Orte des Übergangs wie Flußufer, Brücken, Fenster. Die intensiven Farben und üppigen Formen der Tropen, aber auch die Sanftheit und Stille nebelverhangener europäischer Landschaften finden in der Malerei Sabine Brand-Scheffels eine Visualisierung, die den Betrachter an den jeweils erlebten Augenblicken teilhaben läßt. Oftmals erscheinen ihre Bilder dem Betrachter als magische Visionen von Natur und Landschaft..." >> >>
Gerlinde Brandenburger-Eisele 2000
Fundus im offenen Gelände
"... Die Bilder von Sabine Brand-Scheffel entstehen im offenen Gelände zwischen Realismus und reiner, das heißt: völlig ungegenständlicher, allein aus formalästhetischen Prinzipien entwickelter Malerei. Das Malerische überwiegt und bestimmt meist den Gesamteindruck. Zwischendrin allerdings gibt es dingliche Anhaltspunkte: vegetabile Schlingen und Schlenker beispielsweise, die sich zu schmalen Blättern, lippenweichen Blüten oder schlanken Schoten konkretisieren. Nicht selten enden diese Gebilde lanzettförmig. Sie sehen dann aus, als seien sie (wie bei Positiv und Negativ in der Fotografie) die Umkehrung eines Motivs, das für das Werk von Sabine Brand-Scheffel von zentraler Bedeutung ist: Spalten, Schlitze, Schnitte kehren in ihrer Malerei als Konstanten wieder, und selbst wenn die Künstlerin mit der Kamera arbeitet, richtet sie das Objektiv auch schon mal auf Durchgänge oder Durchblicke. Man kann diese Bildmomente als Erkenntnispassagen auffassen. Sie geben, obschon nur um Haaresbreite, den Blick auf eine Schicht unterhalb der äußeren Bildgefüges frei und machen auf diese Weise bewusst, dass innerhalb dieser Malerei zum mindesten mit einer zweiten Ebene zu rechnen ist..." >> >>
Michael Hübl 2003